Während meiner Ausbildungszeit zur Physiotherapeutin war die Wassertherapie für mich eine reine Pflichtübung. Ich kam mir meistens vor wie ein Clown, der am Beckenrand den Patienten irgendwelche Übungen vorturnen musste.
Erst während meiner Zeit im Paraplegikerzentrum der Uniklinik Balgrist entdeckte ich das Potential der Wassertherapie. Es ist unglaublich spannend und auch ermutigend, wenn ein hochgelähmter Patient dank der Unterstützung des Wassers sich auf einmal mit der noch wenig vorhandenen Muskelkraft selbständig und "frei" bewegen kann. Für die Patienten aber auch für uns Therapeuten war dies jedes Mal ein riesiges Highlight! Nebst dem tollen Gefühl war es zudem auch ein ideales Training für die noch vorhandene Muskulatur.
In den vergangenen Jahren arbeitete ich vor allem in Privatpraxen. In dieser Zeit war Wassertherapie für mich kein Thema mehr. Erst als ich auf Grund einer Fussoperation selber zur Patientin wurde entdeckte ich die Vorteile des Wassers wieder. Nun konnte ich ein wenig erahnen, was meine Querschnittpatienten wohl für ein Glücksgefühl gehabt haben als sie ins Wasser durften. Ca. 3 Wochen nach der Operation durfte ich das erste Mal eintauchen. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch eine Teilbelastung von 15kg hatte, war dies eine richtige Wohltat. Mit einer Schiene fixierte ich den Fuss entsprechend und konnte mich so im Schultertiefen Wasser bewegen und ein normales Gangbild üben, ohne dass ich dabei den Fuss zu fest belastete oder bewegte.
Nebst den Gang- und Stabilisationsübungen begann ich zusätzlich mit Aquajogging. Für mich war dies ist eine ideale Alternative, um ein intensives Ausdauertraining machen zu können. Mit der richtigen Technik ist dies nämlich saustreng!
Als mich vor vier Wochen eine Patientin anfragte, ob ich mit ihr eine Einzeltherapie im Wasser durchführen würde, war für mich der Fall sofort klar.
Die Patientin hat nach einer langwierigen Vorgeschichte, Ende letzten Jahres eine Schulterprothese erhalten. Bei der OP wurde ein Nerv gestört, was zu massiven Ausfällen der Schultermuskulatur führte. Bei der ersten Sitzung konnte sie den Arm nicht mit eigener Kraft halten oder gross bewegen. Glücklicherweise erholt sich der Nerv langsam und es kommt je länger je mehr Aktivität zurück. Das Wasser bietet auch ihr ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten den Arm bewegen, kräftigen und mobilisieren zu können, ohne die Prothese zu fest zu belasten. Auch die Fortschritte im Wasser sind von Woche zu Woche sehr deutlich zu sehen, auch wenn der Arm "an Land" noch nicht gross funktionsfähig ist. Die Möglichkeiten im Wasser motivieren und machen Hoffnung, dass sich der Nerv und somit auch die Muskelfunktion noch vollständig erholen.
1. Video: Liegestütz mit Gewichtsentlastung durchs Wasser
2. Video: Dips mit Gewichtsentlastung
3. Video: Stabilisationsübung
4. Video: Rumpfstabi mit gleichzeitiger Schulterstabilisation
Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Highlights im Wasser!
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