
Wie alles begann
Schon früh spürte ich eine tiefe Faszination für medizinische Berufe – besonders der Beruf der Physiotherapeutin schien wie für mich gemacht. Doch nach dem Abschluss der Mittelschule sehnte ich mich nach Freiheit, Abenteuer und einem Leben in den Bergen. Ich packte meine Sachen und zog nach Saas-Fee. Vier unvergessliche Jahre lang lebte ich ein Leben voller Abwechslung: Tagsüber brachte ich Gästen die Leidenschaft fürs Snowboarden bei, abends sorgte ich als Barmitarbeiterin für gute Stimmung und war Teil des pulsierenden Lebens in den Bergen. Diese Zeit war wild, lehrreich und erfüllend, doch sie weckte auch eine neue Klarheit in mir.
Im Jahr 2005 spürte ich: Jetzt ist der Moment, meinen ursprünglichen Traum wahr werden zu lassen. Die Leidenschaft für die Physiotherapie, die in mir seit der Schulzeit geschlummert hatte, erwachte mit voller Kraft. Mit neu gewonnener Energie und einem klaren Ziel vor Augen wagte ich den Schritt und begann die Ausbildung zur Physiotherapeutin – der Startschuss für einen neuen, ebenso spannenden Lebensabschnitt.
Meine ersten Stationen als Physiotherapeutin
Während meiner Ausbildung öffnete mir ein Praktikum im Paraplegikerzentrum Balgrist die Tür zu einer völlig neuen Welt: der Neurologie. Fasziniert von den komplexen Zusammenhängen des menschlichen Nervensystems entdeckte ich dort eine Leidenschaft, die meine berufliche Laufbahn prägen sollte. Kein Wunder also, dass ich nach meinem Abschluss im Jahr 2009 meine erste Stelle im Balgrist in Zürich antrat.
Die fünf Jahre auf der Paraplegie waren eine Zeit des Wachstums und der Inspiration – fachlich wie persönlich. Doch so bereichernd diese Zeit auch war, das tägliche Pendeln von Bern nach Zürich nagte an meiner Energie. Ich stand ich an einem Scheideweg: Sollte ich mich in der Neurologie weiter spezialisieren? Oder war jetzt der Moment, mich meinem Traum von der Sportphysiotherapie zuzuwenden? Schweren Herzens kündigte ich meine Stelle und kehrte nach Bern in eine Privatpraxis zurück.
Der Wechsel von der Klinik in die Privatpraxis war ein Kulturschock. Plötzlich war alles anders und die harten Arbeitsbedingungen machten mir zu schaffen. Nach nur einem Jahr wusste ich, dass ich eine Auszeit brauchte. In den folgenden Jahren arbeitete ich in verschiedenen Praxen wo auch die Freude an meinem Beruf wieder zurückkehrte. Doch eines wurde mir immer klarer: Die schwierigen Arbeitsbedingungen für Physiotherapeut:innen sind ein Thema, das mich antreibt, meinen eigenen Weg zu gehen und bessere Lösungen zu schaffen. Dies führte mich 2019 schliesslich in die Selbständigkeit.
Der Alltag einer Physiotherapeut:in
Vielen ist nicht klar, dass ein 100 % Pensum als Physiotherapeut:in in einer Privatpraxis längerfristig kaum zu bewältigen ist. Die Präsenzzeit am Patienten ist nahezu durchgehend – Behandlungen folgen im 30- oder bei gewissen Praxen aus wirtschaftlichen Gründen gar im 20-Minuten-Takt. Und das alles mit einer kurzen Mittagspause. Das bedeutet bis zu 24 Behandlungen am Tag, von morgens bis abends, ohne Zeit zum Durchatmen.
Sich jede halbe Stunde auf einen neuen Patienten einzulassen erfordert volle Konzentration, Empathie und Problemlösungskompetenz, oft unter grossem Druck. Hinzu kommt ein breites Fachwissen: von Lymphdrainage über Schulterdiagnostik bis zu neurologischen Checks und der Erkennung von Red Flags – Physiotherapeut:innen müssen echte Allrounder sein und über alles Bescheid wissen. All das leisten wir für einen fairen Preis von 48 CHF pro halber Stunde. Ein Balanceakt, der viele an ihre Grenzen bringt. Es wird wohl langsam klar, dass hier etwas nicht stimmt?
Ein grosses Problem der harten Arbeitsbedingungen ist, dass viele Physiotherapeut:innen nach wenigen Jahren das Berufsfeld verlassen. Wechseln sie beispielsweise zu einer Krankenkasse, verdienen sie oft rund 1.000 CHF mehr im Monat – bei deutlich besseren Bedingungen. Komisch, oder? Leider geht dadurch wertvolles Wissen verloren. Es mangelt an erfahrenen Fachkräften, was die Qualität der Behandlungen beeinträchtigt. Gute Physiotherapeut:innen entstehen erst durch Berufserfahrung – jede neue Patient:in schärft den Blick für richtige Entscheidungen, präzise Diagnosen und effektive Ansätze.
Meine Motivation - dein Gewinn
Nach einer längeren Auszeit im Jahr 2018 entschied ich mich, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Ehrlich gesagt war ich kurz davor, den Beruf zu wechseln. Doch ich merkte schnell, dass ich gerne als Physiotherapeutin arbeitete – nur eben unter besseren Arbeitsbedingungen. Also wagte ich den Sprung ins Ungewisse, und zum Glück war ich damals ein wenig naiv, denn sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht gewagt.
Meine Vision war klar: Ich will es besser machen! Das muss doch möglich sein?!
Sechs Jahre später hat mich die Realität eingeholt. Die Jahre waren turbulent und kosteten mich viel Energie – oft auf Kosten meiner Gesundheit. Manchmal frage ich mich, warum ich das alles tue, denn finanziell hat es sich bis jetzt nicht ausgezahlt.
Doch dann sehe ich, was wir gemeinsam erreicht haben: Wir haben ein tolles Team aufgebaut und arbeiten mit wunderbaren, motivierten Patient:innen. Diese Erfolge und das positive Gefühl, welches mich immer wieder antreibt, motivieren mich mit dem Projekt Physio 8a weiterzumachen.
Umzug und Crowdfounding
Mit dem Umzug beginnt für uns ein Neuanfang. Er eröffnet die Möglichkeit, unser Angebot zu erweitern und die Qualität unserer Behandlungen weiter zu steigern. So bleiben wir konkurrenzfähig und heben uns durch Spezialisierungen von anderen Praxen ab.
Ich hoffe, damit auch die turbulenten Zeiten hinter mir zu lassen und gleichzeitig in eine stabile und ruhige Zukunft steuern zu können.
Der Umzug erfolgt zu einem wirtschaftlich schwierigen Zeitpunkt. Die letzten 1,5 Jahre waren aus verschiedenen Gründen herausfordernd, weshalb wir kein Budget für den Umbau haben. Ein Grossteil der Renovierungs- und Umbaukosten wird von der Eigentümerschaft getragen, aber einen Teil müssen wir selbst finanzieren. Zusätzlich benötigen wir neues Mobiliar und Geräte. Gerne darfst du uns bei der Finanzierung der Geräte unterstützen, damit wir unseren Traum vom moderneren Trainingsraum verwirklichen können.
Mit einer Spende deiner Wahl auf wemakeit hilfst du uns einen grossen Schritt weiter!
Herzlichen Dank für deine Unterstützung!
Maria Merz
Physiotherapeutin und Inhaberin der Physio 8a
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